Donum dedit
Charakteristika einer Widmungsformel in lateinischen Sakralinschriften (Pietas 9)
von Ulrike Ehmig
Das Buch
Aus dem Imperium Romanum sind über 20000 lateinische Inschriften bezeugt, mit denen Menschen sich an Götter wandten. Für die Erforschung römischer Religionspraktiken wurden sie bislang nur in sehr geringem Maße berücksichtigt. Die vorliegende Studie stellt die erste systematische Auseinandersetzung mit dem Phänomen lateinischer Sakralinschriften dar, indem sie gezielt eine spezifische Widmungsformel in den Blick nimmt: Mit der Wendung donum dedit brachte man den Göttern eine Gabe, ein Geschenk, dar, das zumindest explizit nicht an Bedingungen geknüpft war. Die einschlägigen 1500 Inschriften unterscheiden sich damit grundlegend von der großen Masse lateinischer Votivinschriften. Wenn man die für sie typischen Formulierungen votum solvit oder ex voto ernst nimmt, sind diese mehr als 12000 Zeugnisse stets in Erfüllung eines Gelübdes entstanden. Ihre Stiftung war an die Voraussetzung einer göttlichen Hilfeleistung gebunden. Die Arbeit geht folgenden Fragen nach: Wo und wann wurden Inschriften mit der Wendung donum dedit gestiftet? Welche Gottheiten wurden mit einem donum bedacht? Erhielten bestimmte Götter Geschenke in besonderem Maße? Wer waren ihre Stifter? Wie charakterisierten diese sich, wenn sie in den Inschriften mehr als nur ihren Namen nannten? Welche Gründe nannte man für die dona, und was gab man den Göttern zum Geschenk? Die Ergebnisse werden stets dem entsprechenden Befund der Votivinschriften gegenübergestellt. Auf diese Weise sind erste begründete Überlegungen dazu möglich, wie unterschiedliche Widmungsformulare in lateinischen Sakralinschriften gebraucht wurden. Statt von gleichförmigen und gegebenenfalls sogar austauschbaren Wendungen auszugehen, wie es die bisherige Forschung häufig unterstellt, zeichnet sich ein überaus differenziertes antikes Verständnis individueller Kultpraxis ab. Die Resultate werden in der anthropologischen, auf Marcel Mauss zurückreichende Forschung zur Gabe verortet. Zusammenfassungen in Deutsch, Englisch und Französisch sowie ein umfangreiches Sachregister runden die Studie ab.
Die Autorin
Ulrike Ehmig hat Klassischen Archäologie, Lateinische Philologie und Alte Geschichte an den Universitäten in Mainz und Heidelberg studiert. Die Promotion erfolgte im Jahr 2000 im Fach Geschichte und Kultur der Römischen Provinzen an der Universität in Frankfurt am Main, ebendort 2009 die Habilitation. Mit der Venia legendi für das Fach Archäologie und Geschichte der Römischen Provinzen ist sie derzeit an der Universität Freiburg angesiedelt. U. Ehmig war seit 2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin zahlreicher Forschungsprojekte im In- und Ausland, zunächst vorwiegend im Bereich der Wirtschaftsgeschichte. Seit einer Reihe von Jahren ist sie schwerpunktmäßig mit Studien im Bereich der lateinischen Epigraphik sowie Fragen zur Wahrnehmung und Handhabung von Risiken in der Antike befasst. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 933 Materiale Textkulturen an der Universität Heidelberg.
Die Besprechungen
- Gian Luca Gregori, in: sehepunkte 18 (2018), Nr. 1 [15.01.2018], URL: http://www.sehepunkte.de/2018/01/30712.html [zuletzt gesehen am 15.01.2018]
- Ghislaine van der Plog, in: Bryn Mawr Classical Review 2018.03.27 [15.03.2018], URL: http://www.bmcreview.org/2018/03/20180327.html [zuletzt gesehen am 15.03.2018]
- Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier, in: L’Antiquité classique 87 (2018), 487–489
- Wolfgang Spickermann, in: Historische Zeitschrift 309 (2019), 156–157
Die Zahlen
- Erschienen am 1. Juli 2017
- Leineneinband in Fadenheftung
- 244 S.
- ISBN: 978-3-940598-35-6
- Preis: 68 € inkl. Ust.
- Bestellbar direkt im Verlag oder in jeder interessierten Buchhandlung
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